Jede Emotion, sei sie positiv oder negativ, ist ein Teil unseres menschlichen Erlebens, hat ihre Berechtigung und soll gefühlt werden. Indem wir uns erlauben, alle unsere Gefühle zu fühlen, können wir ein tieferes Verständnis von uns selbst entwickeln und ein erfüllteres Leben führen.
Doch negative Gefühle sind unangenehm, und oft versuchen wir, sie zu unterdrücken oder auf später zu verschieben - ein Verhalten, das in der Psychologie als «Vermeidungsverhalten» bekannt ist.
Dieses Verhalten entsteht, wenn wir belastende Gedanken oder Gefühle vermeiden wollen. Kurzfristig fühlen wir uns besser, da wir uns mit angenehmeren Dingen beschäftigen können. Doch langfristig können die Probleme wachsen, wenn wir sie ignorieren.
Wir alle meiden häufig Situationen oder Aufgaben, die uns unangenehm erscheinen. Zum Beispiel ignorieren wir Anrufe oder schieben wichtige Aufgaben auf. Normalerweise mag das nicht gross erscheinen, aber langfristig kann es problematisch werden, besonders wenn damit auch unsere emotionale Gesundheit belastet wird. Indem wir wichtige Gespräche vermeiden, um Konflikte zu umgehen, bleiben ungelöste Probleme bestehen und unsere Beziehungen leiden möglicherweise darunter. Oder wir unterdrücken unsere Ängste, um uns stark und kontrolliert zu fühlen, aber dies kann zu langfristigem Stress und Angst führen. Es ist wichtig zu erkennen, dass belastende Gefühle nur langfristig gelöst werden können, wenn wir uns ihnen stellen.
Beispiele für Vermeidungsverhalten
Vermeiden kann auf verschiedene Arten geschehen. Manche Strategien sind offensichtlich, andere entgehen unserer Aufmerksamkeit.
Vermeidung angstauslösender Situationen: Das offensichtlichste Vermeidungsverhalten ist das Meiden von Situationen oder Ereignissen, die Angst auslösen. Zum Beispiel könntest du ein Urlaubsziel meiden, wenn du Angst vor dem Fliegen hast.
Ablenkung: Eine wirksame Strategie ist Ablenkung. Wenn belastende Gedanken auftauchen, könnten wir uns ablenken, indem wir Serien schauen oder durchs Internet surfen.
Emotionales Essen oder Trinken: Essen, Trinken oder Drogenkonsum können verwendet werden, um belastende Gedanken und Gefühle zu vermeiden. Kurzfristige Glücksgefühle können helfen, den emotionalen Schmerz vorübergehend zu betäuben.
Übung: Beobachte dich selbst
Wie gehst du mit unangenehmen Gedanken und Gefühlen um? Erlaubst du dir, alle deine Gefühle zu fühlen, oder vermeidest du bestimmte Emotionen? Denke darüber nach, welche Strategien du verwendest, um unangenehme Gedanken und Gefühle zu vermeiden. Vielleicht sind es andere Methoden als die bereits genannten. Wenn dir nichts einfällt, beobachte dich selbst für einige Tage. Achte bewusst darauf, was du tust, wenn unangenehme Gedanken und Gefühle auftreten.
Vermeidungsverhalten kann dazu führen, dass eine Erkrankung aufrechterhalten wird. Zum Beispiel können Menschen mit Burnout durch das Vermeiden von Stressanzeichen sich selbst nicht vor Überlastung schützen. Ängste und Depressionen können sich ebenfalls verschlimmern, wenn wir den Auslösern ausweichen. Indem wir vermeiden, bestätigen wir unsere Ängste und lernen nicht, dass sie möglicherweise unbegründet sind.
Strategien zur Überwindung
Obwohl Vermeidungsverhalten uns kurzfristig vor Ängsten schützt, ist es wichtig, sich langfristig damit auseinanderzusetzen und zu bewältigen. Das bedeutet nicht, dass man sich seinen Ängsten oder Sorgen ausliefern soll, sondern dass man Wege findet, mit ihnen umzugehen. Der erste Schritt ist das Erkennen des Verhaltens. Nimm dir Zeit, um deine eigenen Verhaltensmuster zu erkunden. Achtsamkeitspraktiken oder therapeutische Unterstützung können dabei helfen.
Unterstützung annehmen
Das Überwinden von Vermeidungsstrategien kann herausfordernd sein. Wenn du merkst, dass es dir alleine schwerfällt, dich deinen Ängsten zu stellen, zögere nicht, professionelle Unterstützung anzunehmen, um neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Indem du aktiv auf deine Ängste und Belastungen zugehst, kannst du langfristig deine psychische Gesundheit stärken und ein erfüllteres Leben führen.
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